Nach der Ankunft in Rostow hat meine Mutter gleich an meine Zukunft gedacht. Und im Standesamt der Stadt Rostow wurde eingetragen, dass ich dort geboren worden sei. Nun, in unserem Land wären wir Paria, Volksfeinde gewesen. Das heißt, alle Wege wären verbaut gewesen – Studium und so weiter, das alles wäre problematisch gewesen. Als Sie dieses Programm gestartet haben, diese Stiftung und so weiter, kam die Entschädigung. Und ich wusste, dass meine Eltern dort waren, ganz genau. Ich sage: ›Euch stehen Gelder zu. Ihr müsst Dokumente ausfindig machen.‹ Ich habe mich damit beschäftigt, denn sie hatten keine Dokumente. Ich sage: ›Wo sind die Dokumente darüber, dass ihr dort wart?‹ Sie hatten alles vernichtet. Ich denke: ›Es gibt Archive, ich muss Dokumente anfordern.‹ Als die Dokumente aufgetaucht sind über ihren Aufenthalt dort in Deutschland, also wo meine Eltern waren, wann und was sie gearbeitet haben, haben sie zugegeben, wo ich geboren wurde. Das heißt, das waren Bescheinigungen, wo alles drinstand. Was mich betrifft ... Nun, ich weiß nicht, das war einfach Sturheit, ich wollte, dass alles gerecht sein soll. Und wegen der Eltern kränkt mich natürlich, dass sie es schlecht in ihrer Jugend hatten, dass sie nichts Gutes gesehen haben. Ich denke, dass mein Leben dank meiner Eltern gelungen ist. Wenn sie das nicht verheimlicht hätten, wäre mein Leben vielleicht viel schwerer gewesen. Aber sie haben den größten Teil ihres Lebens Angst gehabt, dass jemand etwas erfährt, dass das entdeckt wird. Sie hatten ja ihr ganzes Leben lang Angst.
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