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Den Dom durften wir nie betreten    <  >
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Tadeusz Juzala, geboren im Oktober 1930, lebt mit seinen Eltern und der 1925 geborenen Schwester Jozefa auf einem Bauernhof in der Nähe von Wielun. 1943 muss die Familie von einem auf den anderen Tag ihr Zuhause verlassen. Über Poznan und Frankfurt an der Oder wird sie nach Köln deportiert. Sie lebt in einem Barackenlager, und Eltern wie Kinder werden täglich von verschiedenen Handwerksbetrieben ausgewählt und in die Stadt geführt, um die Straßen von Schutt zu räumen und Reparaturarbeiten zu verrichten. Im Mai 1944 wird die Familie mit einem Lkw zum Bonner Arbeitsamt gefahren und von dort nach Miel gebracht. Die Jugendlichen arbeiten auf einem Bauernhof, die Mutter in einer Gärtnerei und der Vater auf einem anderen Hof. Nach der Befreiung lebt die Familie in einem Durchgangslager in Bonn-Duisdorf und kehrt im November 1945 nach Polen zurück.

Die Menschen haben viel Angst gehabt. Am 1. September sind die ersten Bomben in Wielun gefallen. Krankenhaus, Kirche, viele Häuser wurden bombardiert, es gab viele Verletzte. Die Leute sind aus der Stadt geflüchtet. Wir wussten nicht, was passiert. Manche haben gesagt, dass das nur Übungen sind, andere, dass der Krieg angefangen hat. Es herrschte Chaos. Wir sind etwa dreißig Kilometer von zu Hause weggelaufen. Alle sind weggelaufen, weil sie Angst vor den Deutschen hatten. Wir waren eine ganze Woche lang weg von zu Hause. Ja, wir sind zurückgekommen, aber viele sind unterwegs ums Leben gekommen. Es gab Bombenangriffe, Schießereien. Neunzehn Personen aus dem Dorf kamen ums Leben. Vor dem Krieg bin ich zwei Jahre in die Schule gegangen. Danach habe ich fünf Jahre ›Pause‹ gehabt. 1939 wäre ich schon in die dritte Klasse gegangen, aber ab dem 1. September war schon alles zu. Die Lehrer wurden nach Auschwitz gebracht. Als wir unser Haus verlassen mussten, kam ein Polizist mit dem Bürgermeister: ›Zehn Minuten und raus!‹

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